Nürnberger Straßenambulanz Franz von Assisi in Nürnberg-Gibitzenhof: Wenn Ärzte Nächstenliebe leben

Wenn Ärzte Nächstenliebe leben

Personeller Wechsel an der Spitze der Nürnberger Straßenambulanz Franz von Assisi in Nürnberg-Gibitzenhof: Dr. med. Heribert Renner gibt die medizinische Leitung an Dr. med. Jörg Seiler ab

Von Sebastian Müller

Nürnberg (skfm). Die Straßenambulanz der Caritas in Gibitzenhof sucht bundesweit ihresgleichen. Denn in den umgebauten Räumen des ehemaligen Franziskanerklosters an der Straßburger Straße arbeiten Ärzte ehrenamtlich und leben somit christliche Nächstenliebe. Nun gibt es dort in der medizinischen Leitung einen Wechsel: Nach rund 23 Jahren gibt der 64-Jährige Allgemeinarzt Dr. med. Heribert Renner die Führung an seinen Kollegen Dr. med. Jörg Seiler ab. Für den scheidenden Dr. Renner – der Mediziner ist bekennender Katholik – war sein Engagement über die Jahre hinweg stets christlich motiviert. „Jeder Mensch hat ein Recht auf Gesundheit“, ist er überzeugt. Wichtig war dem Arzt auch immer, dass sein Personal hinter ihm steht. Die gute Nachricht: Dr. Renner wird weiter ehrenamtlich aktiv bleiben, wenn auch nicht mehr als Leiter.

Ein prägendes Erlebnis wird Renner niemals vergessen: So hat er eine von Drogen abhängige Frau in der Subsitutions-Behandlung betreut. Sie kratzte die Kurve, machte eine Ausbildung zur Altenpflegerin, ist heute sozial integriert und ihr Sohn gar nicht erst mit Drogen in Kontakt gekommen. Es sind Geschichten wie diese, die Dr. Renner über all die Jahre angetrieben haben.

Die Straßenambulanz Franz von Assisi wurde als eine Einrichtung zur aufsuchenden, ambulanten Pflege von Wohnungslosen im September 1995 gegründet. Damals kam der Franziskaner Martin Berni als Patient zu Heribert Renner in die Praxis. Der Arzt ließ sich von Bruder Martin überreden, zunächst jeden Freitag in der Bahnhofsmission Obdachlose und Drogenabhängige kostenlos zu behandeln. Später zog die Ambulanz an den Hummelsteiner Weg in der Nürnberger Südstadt.

2011 stellte die Caritas Räume im umgebauten Franziskanerkloster St. Ludwig helle, freundliche Räume und mehr Platz zur Verfügung. Denn die Zahlen der zu behandelnden Patienten ohne Krankenversicherung stieg auch im Rahmen der EU-Osterweiterung kontinuierlich an: 2016 standen rund 1100 Kranke auf der Matte, von denen rund die Hälfte keine Krankenversicherung hat. Seit Sommer 2015 wird die Straßenambulanz aufgrund der hohen Nachfrage auch vom Sozialamt der Stadt Nürnberg unterstützt – doch damit sind längst nicht alle Kosten bei der Behandlung von Menschen ohne Krankenversicherung gedeckt. Auch andere Kommunen sind bei den Zuschüssen gefordert, betont der Leiter der Straßenambulanz, Roland Stubenvoll, der mittelfristig eine „schwarze Null“ als Ziel formuliert.

Immerhin sind die Drogenabhängigen, die an 365 Tagen im Jahr zur Subsitutionsbehandlung in die Praxis kommen müssen, krankenversichert. Dazu kommen jedoch beispielsweise Wohnungslose ohne Krankenversicherung mit Hauterkrankungen, „die ein normaler Hausarzt nicht zu sehen bekommt“, berichtet Dr. Renner. Im Spektrum sind ansonsten alle Erkrankungen, die in einer Praxis für Allgemeinmedizin auftreten. Auch müssen vermehrt Schwangere behandelt werden.

Der neue Leiter der Straßenambulanz, Dr. Jörg Seiler, arbeitet komplett in der Straßenambulanz und trägt als Selbstständiger das alleinige Risiko. Er wird von einer Fürther Psychiaterin unterstützt, ebenso wie von zahlreichen Zahnärzten, die in ihrer Praxis zum Teil kostenlos behandeln sowie von weiteren Fachärzten, die sich ehrenamtlich einbringen. Die Straßenambulanz wird auch von Apotheken und Laboren zu niedrigen Abrechnungssätzen unterstützt. Das Team hält auch einen Vorrat aus gespendeten Medikamenten (Originalverpackung, nicht abgelaufen) vor.

Wegweisend für die Arbeit der Straßenambulanz ist das Leben des Heiligen Franz von Assisi (1181–1226), dessen Namen die Einrichtung trägt. Das Team aus haupt- und ehrenamtlichen

Mitarbeitern, Ordensfrauen und Laien sieht es als Aufgabe an, obdachlosen und kranken Menschen Wege aus dem Teufelskreis von Armut und Sucht zu weisen in ein Leben in Würde

trotz aller Gebrochenheit. Neben der medizinischen Betreuung gibt es an der Straßburger Straße 14 auch eine Kleiderkammer, einen Tagestreff, Möglichkeiten zum Wäsche waschen sowie eine Ausgabe von Lebensmitteln.

Ärzte, die sich in der Straßenambulanz Franz von Assis, Straßburger Straße 14 in Nürnberg, ehrenamtlich einbringen möchten oder Menschen, die spenden möchten, erhalten Infos bei Roland Stubenvoll unter Telefon 0911 / 47 49 48 60

 


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