Nonne, Freigeist und Frauenrechtlerin: 550 Jahre Caritas Pirckheimer

Caritas Pirckheimer wurde am 21. März 1467 in Eichstätt als Tochter von Barbara Löffelholz und Johannes Pirckheimer geboren – die Eltern entstammten beide sehr angesehenen Nürnberger Patriziergeschlechtern. Um 1483 wurde sie als Novizin im Klarissenkloster und erhält den Ordensnamen Caritas. 1503 wurde sie zur Äbtissin gewählt. Von 1524 an verfasst sie ihre „Denkwürdigkeiten“, in denen sie ausführlich die Ereignisse der Reformationszeit bis 1528 beschreibt. Vom 3. bis 14. März 1525 fand in Nürnberg das Religionsgespräch statt: Intensiv wurde über die neue Lehre der Reformation Luthers debattiert. Die Stadt Nürnberg bekannte sich zur „neuen Lehre“, und die Klöster wurden aufgehoben. „Die Zeit damals war von ähnlichen Umbrüchen und Unsicherheiten geprägt, wie die heutige Zeit, da gibt es durchaus Parallelen“, sagte Dr. Siegfried Grillmeyer beim Festakt.  Sie trat für die Gleichwertigkeit der Geschlechter ein, forderte und förderte gerechte Bildungschancen für alle, auch für das weibliche Geschlecht. Bildung sei die wichtigste Voraussetzung für eine humane Gesellschaft. „Wir stehen genau in dieser Tradition. Bildung ist der Schlüssel schlechthin“, betonte CPH-Akademiedirektor Dr. Grillmeyer.

Dank ihrer guten Vernetzung zu den Humanisten dieser Zeit konnte Caritas Pirckheimer jedoch eine Schließung des Klosters verhindern. Trost und Unterstützung erhielt sie von Philipp Melanchthon – dem Vertrauten Luthers. Melanchthon setzte sich beim Rat der Stadt dafür ein, die Nonnen in Ruhe zu lassen, von Gewalt abzusehen, den Fortbestand zu sichern – allerdings durften keine Novizinnen mehr aufgenommen werden. Das 25-jährige Jubiläum ihrer Wahl zur Äbtissin durfte Caritas Prickheimer noch erleben – wenige Jahre später, am 15. August 1532 stirbt sie in Nürnberg. Ihre Gebeine wurden 1960 von ihrem Grab vor St. Klara in die Kirche umgebettet.

Er ist dem Caritas-Pirckheimer-Haus seit dessen Gründung eng verbunden: Der Jesuiten-Pater Dr. h.c. Joe Übelmesser SJ (85) ist von der Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus mit dem Dankeszeichen geehrt worden.  „Gemeinsam mit Pater Georg Deichstetter SJ kommt ihm das Verdienst zu, Caritas Pirckheimer als Namensgeberin unserer Einrichtung etabliert zu haben“, zitierte Dr. Siegfried Grillmeyer, Direktor der Akademie CPH, aus der Urkunde und ergänzte: „In verschiedenen Funktionen, unter anderem als Akademiedirektor, hat er die Geschicke des Hauses wesentlich geprägt und gestaltet sie bis heute mit.“ Die Auszeichnung wurde vom CPH anlässlich des 550. Geburtstages der Äbtissin Caritas Pirckheimer verliehen. Vor rund 300 Gästen im bis auf den letzten Platz besetzten Saal des CPH sprach Pater Übelmesser dann auch über die Namensgeberin. „Ich wünsche dem CPH Treue im Glauben, Freiheit des Gewissens, Freundlichkeit gegenüber allen Menschen und Einsatz für Bildung. Ich fühle mich der Familie CPH immer noch zugehörig.“

In einem Vespergottesdienst vor der Feierstunde betonte Erzbischof Ludwig Schick die Bedeutung der Liebe und der Freiheit. Die von Gott gegebene Freiheit setze sich immer für das Wahre, Gute und Schöne ein – und nicht gegen andere. „Daraus entsteht die Liebe zu dem Nächsten, der ebenso ein Geschöpf Gottes ist, wie ich selbst. Das Hohelied der Liebe ist ein Hohelied der Freiheit“, sagte Schick in der St. Klara-Kirche. Der Erzbischof hob hervor, dass sich Caritas Pirckheimer aus ihrem katholischen Glauben, aus dem Humanismus und aus ihrem Gewissen heraus der Reformation Luthers widersetzt hatte. „Das Gewissen verbindet alle Menschen in der Suche nach Wahrheit und Liebe“, betonte Dr. Schick. Mit ihrer Berufung auf die Freiheit des Gewissens widersetzte sie sich den Versuchen des Nürnberger Stadtrats und seiner protestantischen Berater, sie und ihre Mitschwestern aus dem Klarissenkloster zu vertreiben. Erzbischof Schick: „Es ist wichtig für heute und für die Freiheit in Zukunft, dass wir den 550. Geburtstag von Caritas Pirckheimer im 500. Jahr der Reformation feiern.“

 

Kasten / Info zu Pater Dr. h.c. Joe Übelmesser SJ

Pater Dr. h.c. Joe Übelmesser wurde am 7. März 1932 in Fürth-Poppenreuth geboren. Er besuchte das Gymnasium in Regensburg. 1950 trat er in den Jesuiten-Orden ein. 1959 bis 1963 studierte er Theologie in Indien. 1963 wurde er in Pune, Indien, zum Priester geweiht. 1964 kam Pater Übelmesser SJ zurück nach Deutschland. Ab 1965 war er Missionsprokurator für die Jesuitenmission weltweit. Vom Nürnberger CPH brach er immer wieder in viele Länder auf der Welt für Projektreisen auf. Immer wieder übernahm Pater Joe Übelmesser Interimsaufgaben – im Jahr 1983 war er ein ganzes Jahr Akademiedirektor des CPH. „Joe Übelmesser ist nicht nur für das Haus, sondern er ist auch selbst eine Institution im katholischen Nürnberg“, sagte Siegfried Grillmeyer in seiner Laudatio. „Die Verbundenheit von theologischer Reflexion und kosmopolitischer oder besser globaler Orientierung mit der bodenständigen, leutseligen Art sind schlichtweg einzigartig“, so der Akademiedirektor. Auch heute noch leitet Joe Übelmesser mit der Katholischen Erwachsenenbildung die Nachmittagsakademie, engagiert sich im Bibelkreis und in vielen anderen Gruppen im CPH. „Du gehörst schlechtweg weiterhin zum CPH. Für diese nahezu lebenslange Verbundenheit möchten wir Dir mit der Verleihung des Dankezeichens der Akademie CPH unsere Anerkennung aussprechen“, sagte Grillmeyer.

Das Dankezeichen wurde im Jahr 2008 durch den Bildhauer Ulli Winkler gestaltet. Es symbolisiert mit dem Beginn des zentralen Leitsatzes der Namenspatronin Caritas Pirckheimer den Auftrag der Akademie: Das persönliche Gewissen zu stärken, um sich den Fragen der Zeit im offenen Dialog zu stellen und die Antworten zur Gestaltung von Kirche und Gesellschaft einzubringen.


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