Messer-Stecher (48) sitzt in der Psychiatrie

Weil der 48-jähriger Küchenhelfer Hong S. seinen Chef Tuyen D. in einem Asia-Imbiss im Einkaufszentrum Mercado erstochen hat, muss er sich seit Freitag, 12. Mai 2017 vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth verantworten (Namen geändert). Gegen den psychisch kranken Vietnamesen, der unter eine schizophrene Psychose leidet, läuft ein Sicherungsverfahren wegen Totschlags. Der Mann ist derzeit in der Psychiatrie untergebracht.

Gefesselt, von mehreren Wachtmeistern bewacht, betritt der Beschuldigte den Gerichtssaal. Er versteckt sein Gesicht hinter einer roten Aktenmappe, um sich vor einem Fotografen und einem Kamerateam zu verstecken. Dann nimmt der 48-jährige Hong S. (Name geändert) neben seinem Anwalt Tobias Schmidt und der Dolmetscherin Platz. Der Beschuldigte stammt aus Vietnam, ist ledig, von Beruf gelernter Gleisbauer und hatte in dem Asia-Imbiss als Küchenhelfer gearbeitet.

Es ist erst kurz vor 9 Uhr an diesem Freitagmorgen und was Staatsanwältin Beate Frasch in der Anklageschrift vorliest, hört sich an wie der blanke Horror. Wie dramatisch müssen die Ereignisse erst für die Zeugen gewesen sein? Die Bluttat spielte sich am 19. Juli 2016 im ersten Stock des Mercado Einkaufszentrums an der Äußeren Bayreuther Straße im Asia-Imbiss im ersten Stock ab. Gegen 11.15 Uhr gerieten offenbar der Beschuldigte Hong S. und sein Chef Tuyen D. (46, Name geändert) in Streit – daraufhin griff S. zu einem etwa 30 Zentimeter langen Messer und stach auf seinen Chef mehrmals ein. Gäste flüchteten nach der Attacke panisch aus dem Schnellrestaurants und einige unverbesserliche Gaffer fotografierten den Tatort mit dem Handy (die Nürnberger Nachrichten berichteten).

Am heutigen ersten Verhandlungstag sagt zunächst der Notarzt aus. Er sei mit seinem Team wenige Minuten nach Eingang des Notrufs am Tatort gewesen. Dort fand er in der Küche des Asia-Imbiss Polizeibeamte bei Wiederbelebungsmaßnahmen vor. Der Notarzt schildert im Gerichtssaal die massiven Verletzungen des Opfers – unter anderem habe ein Stich das Herz des Mannes getroffen; durch diesen und weitere massiven Stiche sei der 46-Jährige verblutet. Der Notarzt konnte nach wenigen Minuten nur noch den Tod von Tuyen D. feststellen. Den Beschuldigten habe der Notarzt nur wenige Sekunden „auf einem Stuhl sitzend“ gesehen.

Zeugen hatten berichtet, dass der Beschuldigte Hong S. sich nach der Tat ganz ruhig verhalten habe. Er sei aus der Küche in den Gastraum gekommen und habe das Messer mit einem Tuch abgewischt. Am Tatort standen für geschockte Augenzeugen Seelsorger zur Seite. Für Kritik seitens der Polizei hatte das Verhalten einiger Gaffer gesorgt, die im benachbarten Schnellrestaurant Selfies mit ihren Handys machten.

Kurz nach der Tat ließ sich Hong S. durch die Polizei widerstandslos festnehmen. Laut Staatsanwaltschaft leidet der Mann unter einer schizophrenen Psychose. Er sei daher nicht in der Lage gewesen, das Unrecht einzusehen. Zudem sei der Mann für die Allgemeinheit gefährlich.

Nach dem Prozessauftakt am gestrigen Freitag wird Hong S. wieder gefesselt – und von Beamten wieder zurück in die Psychiatrie gebracht, wo er derzeit auf Antrag der Staatsanwaltschaft untergebracht ist. Der Prozess, für den insgesamt vier Verhandlungstage angesetzt sind, wird fortgesetzt.


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