Hauptsache, der Baum nadelt nicht wieder

Deutsche evangelische Christen stellen viereinhalb Meter große Tanne in der deutschen evangelischen Lutherkirche in Sydney auf

Pastor Thomas Dietl und seine Helfer (unter dem Baum) wuchten das Gewächs am 08.12.2017 in die deutsche evangelisch-lutherische Martin-Luther-Kirche mitten im Zentrum von Sydney.

Von Sebastian Müller

Sydney. Eine Szene, die in Deutschland völlig undenkbar wäre: Sechs starke Männer wuchten wenige Tage vor dem Zweiten Advent eine viereinhalb Meter große Tanne die Stufen zur Martin-Luther-Kirche hinauf. Die Passanten auf der Goulbourn Road mitten zwischen Hochhäusern im Zentrum Sydneys staunen nicht schlecht über die Szene. Es herrschen zwar für australische Verhältnisse nur rund 20 Grad, doch die Männer schwitzen wegen des Gewicht des Baumes und, weil sie wegen den Nadeln lange Mäntel und Mützen tragen.

Der Weihnachtsbaum, eine viereinhalb Meter hohe Tanne der Sorte „Blue Spruce“ wird von dem Schweizer Schweizer Paul Keller (links), Pastor Thomas Dietl (Mitte) und Schatzmeister Mathias Burbach am 08.12.2017 in der deutschen evangelisch-lutherischen Kirche mit Schrauben am Christbaumständer fixiert.

Für die rund 400 Mitglieder der deutschen evangelisch-lutherischen ist es eine Herzensangelegenheit, dass es in beiden evangelischen Kirchen eine echte, große Tanne gibt. An diesem Tag packen mit an: Die australischen Lieferanten und Weinachtsbaum-Plantagen-Betreiber Roger Woring und sein Mitarbeiter Michel Doherty sowie der Pastor der Gemeinde Thomas Dietl. Freiwillig mit dabei ist auch der Schweizer Paul Keller (69), ehemaliger Kirchenvorstand, der den großen Weihnachtsbaum heute zum 18. Mal in der Martin-Luther-Kirche aufstellt und seit 49 Jahren in Australien lebt. Weil er deutsche Freunde in der Gemeinde hat packt auch der Engländer John Mills mit an. Und last but not least macht sich Mathias Burbach heute die Hände schmutzig, der als IT-Fachmann in Australien lebt, eine Australierin geheiratet hat und in der Gemeinde als Schatzmeister ehrenamtlich mitarbeitet.

Für die Kirchengemeinde ist es jedes Jahr eine Herausforderung eine echte Tanne zu bekommen – in Sydney selbst gibt es „nur“ die australische Version, die eher wie Palmen aussehen. Daher bestellt die Gemeinde den Baum immer bei Roger, der die Tannen immer aus den South Highlands südlich von Sydney liefert, die liegen höher, dort wachsen auch Nadelbäume. Geliefert wurde heute ein wunderbar duftender Tannenbaum der Marke „Blue Spruce“. Die Samen stammen aus Colorado, erzählt Roger, dessen Vater vor über 30 Jahren die Samen aus Nordamerika nach Australien gebracht hat. Seitdem baut die Familie die Weihnachtsbäume im Familienbetrieb an.

Die beiden Lieferanten verabschieden sich. Nun beginnt für die vier verbleibenden deutschen Männer der komplizierte Teil: Der viereinhalb Meter hohe Baum muss in den Christbaumständer geschraubt und hochgewuchtet werden. Der erste Versuch misslingt. So entscheiden sich die Männer, den Baum erst im Eimer aufzustellen, später mit Schrauben zu fixieren. Es klappt. Danach werden schon die Christbaumkugeln geholt und die elektrischen Kerzen angebracht.

Geschafft, der viereinhalb Meter hohe Weihnachtsbaum steht in der deutschen evangelisch-lutherischen Martin-Luther-Kirche in Sydney. Verschwitz und glücklich sind von links: Der Schweizer Paul Keller, Schatzmeister Mathias Burbach, Pastor Thomas Dietl und der Engländer John Mills. Fotos: Sebastian Müller

Der Eimer, in dem der Baum steht, wird mit Wasser befüllt – damit der Baum nicht wieder zu Nadeln beginnt, wie vor einigen Jahren es schon passiert ist wegen der hohen Temperaturen. Zufrieden betrachten die vier deutschen evangelischen Männer in Sydney ihr Werk: Weihnachten ist oft auch anstrengend, aber für diesen Anblick hat sich die Mühe gelohnt.

Internet: www.kirche-sydney.org.au


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