„Gleichaltrige hören anders zu“

Caritas Nürnberg unterstützt bundesweites Suizid-Präventionsprojekt

Nürnberg (sem). Als bayernweit erster Standort unterstützt die Nürnberger Caritas das bundesweite Suizid-Präventionsprojekt „U25“. „Wir wollen die Basis für dieses Projekt stärken und mit den Mitteln des 21. Jahrhunderts den Betroffenen unter die Arme greifen“, sagte Caritasdirektor Michael Schwarz am Montag in Nürnberg. Bei dem Online-Beratungsangebot für Suizidgefährdete unterstützen junge Menschen zwischen 16 und 25 Gleichaltrige, die sich in einer Krise befinden. „Betroffene Kinder und Jugendliche sind in solchen Situationen häufig einsam, können und wollen sich niemandem anvertrauen“, berichtet Projektleiter Klaus Weckwerth.

Derzeit sucht der Experte gemeinsam mit den Teamleiterinnen Jennifer Catsam und Dagmar Held von der Nürnberger Caritas zehn so genannte „Peers“, die ehrenamtlich Jugendliche und junge Erwachsene beraten, die mit dem Gedanken spielen, sich das Leben zu nehmen. „Die Berater versuchen dann eine intensive Begleitung per E-Mail für die Rat-Suchenden aufzubauen und sich von den Problemen erzählen zu lassen“, sagte Jennifer Catsam. Dabei sei die Beratung völlig anonym. Auch solle keine Vermittlung zu Beratungsstellen stattfinden. Es gehe vielmehr um ein „niederschwelliges Zuhören und Begleiten“ von Gleichaltrigen.

Die Berater werden an mehreren Tagen für insgesamt 32 Stunden geschult und von professionellen Fachleuten per Supervision begleitet. Nach der Schulung finden die Beratungen ausschließlich per E-Mail statt. Jeder „Peer“ berät einen bis drei Ratsuchende per E-Mail, die jeweils von den Fachleuten vor dem Absenden gegengelesen werden. „Die Chance ist dabei, dass die Gleichaltrigen anders zuhören und sprachlich auf der Ebene des Gegenübers antworten können“, betonte Held. Am Ende der Ausbildung erhalten die Ehrenamtlichen ein Zertifikat sowie eine Bescheinigung über das Ehrenamt. Die Fachleute betonten jedoch: „Das Projekt kann und will keine Intervention bei akuter Selbstmordgefährdung leisten und kann keine Fachberatung ersetzen“, betonte Teamleiterin Dagmar Held.

Das Projekt war im Jahr 2002 vom Arbeitskreis Leben e.V. in Freiburg ins Leben gerufen worden. 2014 gab es den Angaben zufolge 867 Klienten, 126 Berater und 7511 E-Mail-Kontakte. Die Caritas Nürnberg bildet den insgesamt neunten Standort bundesweit und den ersten Standort in Bayern. Die Caritas Nürnberg arbeitet im Rahmen des Online-Suizidprojektes „U25“ mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Klinikums Nürnberg, dem Krisendienst Mittelfranken, dem Bündnis gegen Depression sowie Youngcaritas zusammen.

Im Freistaat kommt es seit drei Jahren zu jährlich knapp 100 Suiziden von jungen Menschen unter 25 Jahren. Die Zahl der Suizid-Versuche liege wegen der statistisch schwer ermittelbaren Dunkelziffer um das sechs bis zwanzigfache höher.

Wer sich für das Ehrenamt interessiert kann sich ab sofort anmelden.

Weitere Infos und Kontakt: www.u25-nuernberg.de

Ansprechpartner: Caritasverband Nürnberg, Klaus Weckenwerth, Dagmar Held, Jenifer Catsam, Betreutes Wohnen für psychisch kranke Menschen, Straßburger Straße 14, 90443 Nürnberg, Telefon 0911/47484930


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