Geschwister begegnen sich auf Augenhöhe

Ökumene-Tagung im Caritas-Pirckheimer-Haus

Rund 120 Besucher haben sich am Samstag, 5. November 2016, beim Studientag, „Reformation und Ökumene“ im Caritas-Pirckheimer-Haus über das Verhältnis von evangelischer und katholischer Kirche von fachkundigen Referenten informieren lassen. Vor Ort wurde auch die neue Arbeitshilfe „Reformation und Ökumene in Mittel- und Oberfranken“ erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

PD Dr. Pietro Müller, Ökumenereferent der Diözese Würzburg referierte zum „Stand der Ökumene heute“ und verdeutlichte gleich zu Beginn seines Vortrags, dass die Ökumene ständig in Bewegung sei. „Wir können spüren, dass tatsächlich viel in Bewegung ist“, sagte Müller und verwies auf das aus seiner Sicht wichtige ökumenische Ereignis, das sich am 31. Oktober 2016 in Lund, Schweden ereignet hat. Dort feierte Papst Franziskus mit Vertretern des lutherischen Weltbundes (LWB) einen Gottesdienst im Gedenken an 499 Jahre Reformation. Der Papst und der Präsident des LWB, Bischof Munib Younan, unterzeichneten in der Kathedrale von Lund eine Ökumene-Erklärung, in der sie die Verantwortung beider Konfessionen für die nach der Reformation entstandenen Kirchenspaltungen eingestehen. Zudem bekräftigen Katholiken und Lutheraner darin ihren Wunsch, gemeinsame Abendmahlsfeiern für Eheleute unterschiedlicher Konfession zu ermöglichen. „Wir erfahren den Schmerz all derer, die ihr ganzes Leben teilen, aber Gottes erlösende Gegenwart im eucharistischen Mahl nicht teilen können“, heißt es in dem gemeinsamen Wort weiter aus dem Müller zitierte. Die Feier habe „auf Augenhöhe“ stattgefunden, der Papst habe einen „Meilenstein“ gesetzt, betonte Müller. Zudem kam es zu einer Umarmung zwischen Papst Franziskus und dem Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Martin Junge, die Müller als symbolisches Zeichen interpretierte, dass sich „zwei Brüder gefunden haben, die einander nach und nach näher kommen wollen“.

Auch in Deutschland gebe es weitere Fortschritte in der Ökumene und das nicht zuletzt mit zahlreichen Veranstaltungen zur anstehenden Lutherdekade, die seit etwa zehn Jahren vorbereitet werde. So findet am 11. März 2017 ein Ökumenischer Versöhnungsgottesdienst in der Simultankirche St. Michaelis (Hildesheim) mit Vergebungsbitte und Versöhnungsgeste („Healings of memories“) der Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) statt. In Kitzingen gibt es am 12. März 2017 einen ähnlichen Versöhnungs- und Gedenkgottesdienst, der vom Kirchenkreis Würzburg und der Diözese Würzburg gemeinsam gestaltet wird. „Wir erleben in der Ökumene derzeit viel Bewegung und einen neuen Stil“, sagte Müller, den er regelmäßig auch im Beirat der Lutherdekade in Nürnberg spüre. Im gegenseitigen Vertrauen und Verständnis könne es zu wachsender Geschwisterlichkeit und Versöhnung zwischen evangelischen und katholischen Christen kommen. Viel Applaus erntete in der Fragerunde eine Teilnehmerin, die sagte, dass an der Basis vor allem evangelische und katholische Frauen die Ökumene voranbrächten – auf der kirchlichen Führungsebene seien hauptsächlich Männer in der Ökumene tätig. Müller stimmte der Teilnehmerin zu, verwies aber auch auf die Teilnahme der lutherischen Erzbischöfin der Schwedischen Evangelischen Kirche, Antje Jackelén.

Der Studientag war mit rund 120 Anmeldungen eine erfolgreich ausgebuchte Kooperationsveranstaltung der Katholischen Erwachsenenbildung im Erzbistum Bamberg in Kooperation mit der Projektstelle Refomationsdekade / Luther 2017 der Evangelischen Kirche in Bayern und der Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus. Am Vormittag hatte der Bayreuther Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold über die Reformation in Ober- und Mittelfranken gesprochen.

Eine bundesweit bislang einmalige ökumenische Arbeitshilfe hatten die Herausgeber Christian Düfel (Koordinator Reformationsdekade / Luther 2017 der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern) und Christian Kainzbauer-Wütig (Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung im Erzbischöflichen Ordinariat Bamberg) vorgestellt. Unter dem Titel „Reformation und Ökumene in Mittel- und Oberfranken“ finden Leser auf rund 130 Seiten Wissenswertes zu Luther und der Reformation vor Ort. Die ökumenische Arbeitshilfe beginnt mit einem zweiseitigen Grußwort des Bamberger Erzbischofs Dr. Ludwig Schick gefolgt von einem gemeinsamen Grußwort der Regionalbischöfin des Kirchenkreises Bayreuth, Dr. Dorothea Greiner, der Regionalbischöfin Elisabeth v. Weyhern und dem Regionalbischof Dr. Stefan Ark Nitsche (beide Kirchenkreis Nürnberg).

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