George Gharib aus #Bethlehem verkauft Weihnachtskrippen in Mittelfranken

Schwierige Lage der Krippenschnitzer in der Jesus-Geburtsstadt

Engel, mehrere Heilige Familien, Kamele, Gebetsketten und unzählige Ochsen, Esel sowie Schafe sind derzeit im Cadolzburger Pfarrhaus beim katholischen Fürther Dekan André Hermany zu Gast. Keine echten, natürlich, sondern in kunstvoller Kleinstarbeit hergestellte Olivenholz-Schnitzereien. Ganz echt ist der Urheber, Schnitzer George Gharib aus Bethlehem, der Geburtsstadt von Jesus Christus. Fünf Wochen wird der 26-Jährige nun bei Dekan Hermany zu Gast sein und versuchen, seine Kunstwerke auf so vielen Adventsmärkten in der Region wie möglich zu verkaufen.

Seine Holzfiguren zeigen meist Engel, Maria, Josef und Jesus. Die Holzfiguren sind stets aus edlem Olivenholz geschnitzt: „Das Holz eignen sich wunderbar zum Schnitzen, weil es innen etwas ölig ist. Das verleiht dem Ergebnis noch ein besonderes edles Aussehen“, sagt George Gharaib. Das Handwerk lernte der katholische Christ durch seine Familie und andere Schnitzer in Bethlehem. Die Schnitzer kaufen das Olivenholz für ihre Produkte vor allem zwischen Oktober und Januar. „Dann gibt es genug Holz und die Preise sind nicht so hoch“, berichtet Gharib. Die meisten Weihnachtskrippen verkaufen er und seine rund 100 Schnitzerkollegen in Bethlehem zwischen März und Mai sowie zwischen September und Dezember vor allem an Pilgergruppen, die sich in Souvenirläden mit den Figuren eindecken.

Er selbst und seine Familie sind katholische Christen. Einige Figuren wurden von ihm bewusst ohne Gesicht, andere mit Gesicht gefertigt. „Die Amerikaner mögen am liebsten sehr große Figuren mit Gesicht. Die Deutschen kaufen am liebsten kleine Figuren ohne Gesicht“, berichtet Gharib von den Vorlieben seiner Kunden, was vermutlich auch daran liege, dass die Amerikaner oft größere Hauser hätten. Bei den Figuren ohne Gesicht könne der Käufer selbst mehr hineininterpretieren, so der Schnitzer. Im Angebot hat Gharib etwa ein kleines Kamel für fünf Euro, eine komplette Krippe für einhundert Euro. Gharibs Mutter hat kleine gestickte Etuis und Täschchen beigesteuert. Die Qualität ist sehr hoch. Doch die Geschäfte der rund 100 Bethlehemer Schnitzer laufen schlecht, so Gharib.

In der Geburtsstadt Jesu Bethlehem und Umgebung leben rund 30.000 Christen. Bethlehem gehört zum Westjordanland, zu den Palästinensischen Autonomiegebieten und grenzt in Norden an Jerusalem. „Es ist sehr schwierig für den Tourismus in Bethlehem geworden“, berichtet Gharaib, „es kommen fast nur noch Tagestouristen, die oft nur wenige Stunden bleiben.“ Vielen Touristen, die oft schon eine Rundreise durch Israel hinter sich haben, scheuen sich, über die mit Militär gesicherte Grenze zu gehen. Die wirtschaftliche Situation im Westjordanland verschärft sich zunehmend: „Es wird für uns von Jahr zu Jahr härter. Die Preise steigen, alles wird teurer.“

Dieser Situation wollte der katholische Fürther Dekan André Hermany nicht länger tatenlos zusehen. Zum ersten Mal begegneten sich George Gharib und André Hermany bei einer Pilgerfahrt des Deutschen: Gharib arbeitete vor etwa eineinhalb Jahren in einem Hotel in Bethlehem. Hermany lud den Schnitzer schließlich nach Franken ein. „Die Situation für die Krippenschnitzer in Bethlehem ist sehr schwierig“, berichtet Hermany und ergänzt: „Ich kann die Welt nicht retten und vielleicht ist diese Aktion nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber ich möchte den Schnitzern in Bethlehem auf diese Weise helfen.“

George Gharib, der zum ersten Mal in seinem Leben in Deutschland ist, lebt derzeit im Pfarrhaus bei Dekan Hermany. Der Dekan musste für den Palästinenser eine Verpfichtungserklärung bei der deutschen Botschaft angeben, dass er für alle Kosten aufkommt. Rund sechs Monate hatte Hermany mit Behörden zu tun, um Gharib nach Deutschland einfliegen lassen zu können. Der Krippenschnitzer musste, um aus dem Westjordanland ausreisen zu können, zunächst drei Grenzposten passieren. Abfliegen konnte der Palästinenser nur vom internationalen Flughafen Amman in Jordanien – keinesfalls von Tel Aviv in Israel aus. Seine Holzfiguren und Krippen brachte er ebenfalls im Flugzeug mit. „Ich habe hunderte Figuren und viele Krippen im Gepäck gehabt. Das haben wir als Luftfracht nach Deutschland geschickt“, berichtet George Gharib.

Noch bis Anfang Januar 2017 wird der Krippenschnitzer aus Bethlehem in Deutschland in verschiedenen katholischen Pfarreien in Mittelfranken zu Gast sein und versuchen, möglichst viele Figuren zu verkaufen. Immerhin: Gharib kann seine Produkte bei Hermany im Pfarrhaus in Cadolzburg zurücklassen, um möglichst 2017 wieder zum Adventsverkauf nach Deutschland zu kommen. Die Zukunft ist für den studierten Elektroniker ungewiss. Er überlegt, seine Schnitzereien eventuell über das Internet zu verkaufen. So schenken ihm die Holzfiguren ihm immerhin ein kleines Stück Hoffnung.

Wer Interesse am Erwerb einiger original Figuren oder Weihnachtskrippen aus Bethlehem hat, kann sich direkt an Dekan André Hermany unter 0177 / 460 4543 wenden.


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