„Die Nächstenliebe ist unser Auftrag“

Ökumenischer Impulstag vernetzt Menschen, die Kirchenasyl in der Region anbieten möchten

Nürnberg, 28.04.2023. „Ob Animist, Muslim, Buddhist, Christ, Atheist, wir sind alle Menschen. Die Welt ist bunt. Toleranz ist der Weg zum Frieden!“, steht auf einem Plakat im Gemeindesaal der evangelischen Gustav-Adolf-Gedächtniskirche in Nürnberg geschrieben. Das Zitat passt perfekt zum gerade beginnenden ökumenischen Impulstag für Interessierte, die Kirchenasyl in der Metropolregion anbieten oder sich darüber informieren möchten. „Die Nächstenliebe ist unser Auftrag“, sagt der Hausherr und evangelische Pfarrer Matthias Halbig. Er berichtet, dass sich erst seit wenigen Tagen zwei Syrer im Keller der Kirche im Kirchenasyl befinden. „Die beiden sind wirklich in Not“, sagt Pfarrer Halbig und befürchtet, dass die Anfragen nach Kirchenasyl noch weiter steigen werden.

Aus der Praxis berichtete Gabriele Feigl von der katholischen Pfarrei Herz Jesu aus Erlangen. Aus „christlicher Verantwortung“ heraus kümmern sich rund zehn Ehrenamtliche um die Geflüchteten im Kirchenasyl. In den vergangenen neun Jahren wurden in der Pfarrei 43 Menschen ins Kirchenasyl aufgenommen. Die Menschen stammen meistens aus Ländern wie dem Iran, dem Irak, Syrien, Äthiopien oder der Türkei. Sie fliehen aufgrund religiöser oder politischer Verfolgung, wegen Krieg, Folter oder Gewalt. Aufgenommen werden Menschen, die aufgrund der Dublin-Regelungen eigentlich ausreisen müssten, um den Asylantrag in dem Land zu stellen, in dem sie die Europäische Union zuerst betreten hatten. Dies sei in vielen Fällen jedoch unzumutbar. Zudem sei eine Voraussetzung, dass die Menschen „berechtigte Hoffnung auf den Erhalt einer Aufenthaltserlaubnis in Deutschland nach einem fairen Rechtsverfahren“ haben. Beim Kirchenasyl schickt die Pfarrei sofort beim Tag des Einritts eine E-Mail an die Behörden. Danach wird ein Dossier zusammengestellt sowie alles organisiert was die Person im Kirchenasyl benötigt. Die Menschen im Kirchenasyl müssen in so genannten „sakralen Räumen“ untergebracht werden.

Für die Helfenden sind vor allem die Sprache und die Beziehung auf Zeit zu traumatisierten Menschen oft eine Herausforderung. „Wir geben nicht auf und fassen Mut, weil wir es als unsere Christenpflicht sehen, für Menschen in Not und verzweifelter Situation da zu sein“, so Feigl. Sie ergänzte: „Wir sehen uns getragen und gehalten durch das Evangelium und unseren Papst Franziskus und wissen uns im Einklang mit dem Recht des Einzelnen auf menschenwürdiges Leben.“

Grund für den Ökumenischen Impulstag sei, so der Migrationsbeauftragte des Dekanats Nürnberg, Pfarrer Hans Hertel, unter anderem, weil es neue, wegweisende Gerichtsurteile zum Kirchenasyl gegeben habe. „Nach dem erfreulichen Ausgang der Strafverfahren – zuletzt gegen Mutter Mechthild Thürmer – möchten wir mit dieser Veranstaltung Gemeinden, Ordensgemeinschaften und UnterstützerInnen ermutigen, sich erneut und verstärkt für das Kirchenasyl zu engagieren. Seit heute wissen wir voneinander. Wir stehen nicht alleine da und halten zusammen, um Menschen in Not zu helfen“, so Hertel.

Viele Detailfragen können an dem Abend geklärt werden. Über die rechtliche Situation – unter anderem auch über das „Dossierverfahren“ – informierten Pater Dieter Müller SJ (Jesuiten Flüchtlingsdienst) und David Geitner vom Landeskirchenamt der evangelischen Kirche. Beide hoben vor allem ein wegweisendes Urteil aus dem Jahr 2022 hervor, das vom Bayerischen Oberlandesgericht München gefällt wurde und bei dem der Benediktiner-Bruder Abraham Sauer von der Abtei Münsterschwarzach vom Vorwurf der „Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt“ freigesprochen wurde. Im Detail kann man die Urteile und weiterer rechtliche Grundlagen und Checklisten hier nachlesen: www.jrs-germany.org. Weitere Infos gibt es auch bei Rechtsanwältin Bettina Nickel vom Katholischen Büro Bayern, Infos unter www.kb-bayern.de. Wer sich dem Verteiler des Ökumenischen Runden Tischs Kirchenasyl für die Metropolregion Nürnberg anschließen möchte, kann eine E-Mail schreiben an hans.hertel@elkb.de oder an dieter.mueller@jrs-germany.org.


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