20 Jahre Cityseelsorge St. Klara

Ein offenes Ohr für die Menschen haben

Nürnberg (sem) – Knapp 200 Gäste haben am Samstag, 29. Oktober, das 20-jährige Bestehen der offene Kirche St. Klara in Nürnberg gefeiert. In seiner Predigt würdigte Erzbischof Dr. Ludwig Schick die Cityseelsorge als „hilfreiches Angebot“ für Menschen, die in St. Klara ankommen und hier Trost, Wärme, Orientierung und Hoffnung fänden. Schick verwies auf die Kerzenständer sowie die Marienstatue im Eingangsbereich zu St. Klara. „Viele Menschen zünden hier eine Kerze an, beten und denken kurz nach“, sagte Schick und ergänzte, „doch Cityseelsorge ist viel mehr als Kerzenanzünden.“ In Lesungen, Andachten, Eucharistiefeiern und Messen würden im Sinne Jesu stets Kerzen angezündet. Und in diesem Sinne sei es das Ziel die frohe Botschaft Christi auch in die Welt zu tragen, betonte der Erzbischof. Die Andacht wurde musikalisch von Marcela Bella-Kraus, der Schola St. Klara und Maria Puhlmann (Saxophon) gestaltet.

Nach dem Kaffeetrinken im benachbarten Caritas-Pirckheimer-Haus diskutierten Erzbischof Dr. Ludwig Schick, Dr. Ottmar Fuchs (Prof. em. für Pastoraltheologie), Pater Karl Kern SJ, SJ Pater Ansgar Wiedenhaus, Pastoralreferent Jürgen Kaufmann über das Thema „Wenn Gott nicht mehr selbstverständlich ist. Herausforderungen für eine zeitgemäße Seelsorge mitten in der City“. Die Moderation übernahm der ehemalige Chefredakteur der Nürnberger Zeitung, Raimund Kirch. Für künstlerische Einlagen sorgten Krzysztof Borowski (Gitarre) und Susanne Carl (Pantomime).

Pastoralreferent Jürgen Kaufmann betonte, dass die Menschen Bedürfnisse hätten, auf die man in der Cityseelsorge unter anderem mit spirituellen Angeboten eingehen müsse, welche die Menschen in der traditionellen Kirche meist nicht fänden. Jeden Tag finde eine Messe statt. Dazu gebe es viele Sonderformen wie Trauergottesdienste für Drogenopfer.

Pater Ansgar Wiedenhaus ergänzte, dass die Cityseeslorge nicht auf alle Fragen der Menschen Antworten hätte, aber die Fragen der Menschen ernst nehmen müsse. Zugleich habe die Cityseesorge einen „beschämenden Vertrauensvorschuss“ der Menschen, die sich an die Seelsorger in der Kirche wenden und hier Gesprächspartner suchen. „Dies bedeutet eine hohe Verantwortung für uns.“ Gelichzeitig betonte Wiedenhaus, dass die offene Kirche die traditionellen Pfarreien nicht ersetzen könne. Häufig sei St. Klara eine erste Anknüpfung für die Menschen.

Pater Karl Kern SJ, der die offene Kirche St. Klara in Nürnberg gegründet hatte und heute die City-Seelsorge St. Michael in München leitet, sagte, dass es gut war, dass man vor 20 Jahren die offene Kirche ohne Vorgaben frei entwickeln konnte. „Ein offenes Ohr wird in der Großstadt gesucht. Es geht den Menschen um Musik, sie wollen über das Wesentliche reden und suchen Orte an denen sie durchatmen können.“

Erzbischof Dr. Ludwig Schick bezeichnete die offene Kirche St. Klara als einen der „Leuchttürme die wir im Erzbistum Bamberg haben“. Hier hätten Menschen unterschiedliche Möglichkeiten, Gott zu suchen und ihm näher zu kommen. Auf offene Ohren stieß der Erzbischof bei den Vertretern von St. Klara, dass über die Stellensituation (derzeit gibt es 1,75 Stellen) verhandelt werden könne. „Was wächst muss auch gegossen werden“, sagte Schick. In St. Klara könnten Menschen, die sich von Gott entfernt hätten wieder in Gemeinschaft mit anderen Menschen kommen – die menschliche Gemeinschaft führe dann möglicherweise wieder zurück zu Gott. „Das ist der tiefe kirchliche Sinn“, betonte Schick.

Dr. Ottmar Fuchs (Prof. em. für Pastoraltheologie) sagte, dass sich die Theologie öffnen müsse für die Bedürfnisse der Menschen. Die Kirche müsse lernen, um der Menschen willen da zu sein. „Wenn jemand nur für ein Gespräch kommt, aber dann nie wieder kommt, nützt mir das für den eigenen Bereich nichts. Aber dies kann man Gott überlassen – die Kirche müsse sich da zurücknehmen“, forderte Fuchs. In St. Klara komme die Forderung Luthers zum Ausdruck, dass die Liebe Gottes für den Menschen ohne Bedingung gelte und verwies auf den Römerbrief.

Die offene Kirche St. Klara war 1996 durch Pater Karl Kern SJ gegründet.  St. Klara in Nürnberg biete laut Pater Ansgar Wiedenhaus und Pastoralreferent Jürgen Kaufmann sowohl das „klassisch-katholische“ Angebot mit Eucharistiefeiern, Anbetungsstunden und Beichtgelegenheit, wie auch besondere Gottesdienste und Feiern an.  Daneben wende sich die City-Pastoral vor allem an suchende Menschen. Dies seien beispielsweise Menschen, die um einen Angehörigen trauern. Rund 3000 Veranstaltungen hätte die offene Kirche St. Klara in den vergangenen 20 Jahren angeboten, schätzt Kaufmann. Die Kirche an der Königstraße 66 (zwischen Hauptbahnhof und Lorenzkirche) ist täglich von frühmorgens bis 21 Uhr geöffnet. Zahlreiche Angebote gibt es für Menschen in Trauer.

Internet: www.st-klara-nuernberg.de


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